Bühne und TV | ||||
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Enquentro (Begegnung) | |||
Orient Magazin: Mir ist aufgefallen, dass Du in der jetzigen Version von Begegnung mehr auf Live- Musik tanzt. NASSIM: Das stimmt. Im Gegensatz zur ersten Fassung hatten wir diesmal mehr Zeit, uns aufeinander einzuspielen. Es war für mich eine schöne Erfahrung, die Tänze mit Live-Musik zu kreieren. Es ist ein bisschen so, als wenn ich selber die Stücke schreibe. Natürlich haben wir uns an traditionellen Strukturen und Melodien orientiert, aber wir hatten die Freiheit, es so zu arrangieren, wie es meinem Tanzgefühl entspricht. Es war toll für mich, zu erleben, wie im Dialog mit den Musikern immer wieder neue Ideen entstehen und der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Orient Magazin: Gerade bei dem Pendant Schleier-Manton fiel auf, dass einige Bewegungen z.B. der Wirbel ähnlich sind, die Stimmungen der beiden Requisiten aber ganz verschieden waren. NASSIM: Für mich war interessant zu erfahren, dass ausgehend von meiner anfänglichen Annahme der Ähnlichkeit von Schleier und Manton mehr und mehr die Verschiedenartigkeit herauskam. Ich lernte bei Maria einen Tiento mit Manton zu tanzen und habe dadurch selbst gespürt, dass der Manton eine völlig andere Mentalität hat und eine völlig andere Ausdrucksform benötigt als der Schleier. Vieles kommt eher aus dem Stierkampf und ist spannungsgeladene, dramatisch, ernst. Der Schleier ist eher ein verspieltes Tanzrequisit, leicht, mehr ein Hauch und entfaltet sich mit Hilfe des Elements Luft. Er ist ein Partner im Tanz und beflügelt zu phantasievollen bewegten Bildern. Um die Variationsbreite zu zeigen, habe ich zuerst mit zwei Schleiern auf eine lebendige Musik und dann im Taksimteil mit einem Schleier eine eher romantische, melancholische Stimmung interpretiert. Orient Magazin: Ihr habt dann ja praktisch Tanzstil und Musikrichtung getauscht, so dass Du zu einer Alegria und einem Tango getanzt hast, während Maria zu einem Oud - Taksim und den Klassiker Al Hinna getanzt hat. NASSIM: Wir haben uns die Aufgabe gestellt, mit unserem jeweiligen Tanzstil die Musik aus dem anderen Bereich zu interpretieren. Ich musste mich immer wieder zurückhalten, damit ich nicht in Flamencoschritte verfiel, da ich diese natürlich mit der Musik verbinde. Die Alegria steht im 12/4 Takt, während der Tango mit seinem 4/4 Rhythmus eher den orientalischen Rhythmen nahe steht. Ich nahm zu Cajón , einem Flamenco-Percussionsinstrument, die Darbukka zur Verstärkung meiner Bewegungen, da ich ja nicht selbst durch Zapateados mit den Füßen Akzente beim Tanzen setzen konnte. Bereits hier fing die Fusion beider Richtungen an. Für mich war es auch spannend zu sehen, wie Maria das Oud-Solo interpretierte. Sie setzte zur sanften Melodie immer wieder rhythmische Akzente mit ihren Füßen und es hörte sich stellenweise wie ein Dialog zwischen Melodie und Percussion an. Auch ihr Tanz auf El Hinna bekam einen beschwingten, fröhlichen Charakter gegenüber den vorherigen, eher ernsten Flamencotänzen. |
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